Weniger Arbeit, mehr Freizeit: Eine ausgewogene Work-Life-Balance spielt für Arbeitnehmende eine immer wichtigere Rolle. Doch entspricht das auch der Realität? Die Antwort liefern neue Daten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Achtung, Spoiler: Viele Beschäftigte kommen um Mehrarbeit nicht herum und leisten im Schnitt 3,3 Überstunden pro Woche.
Du kennst es: Der tägliche Aufgabenberg in der Apotheke wächst und wächst, doch mehr Personal zum Abarbeiten gibt es nicht. Stichwort Fachkräftemangel. Kein Wunder, dass es mit der Wunschvorstellung von einer guten Vereinbarkeit zwischen Berufs- und Privatleben schnell vorbei ist. Stattdessen ist Mehrarbeit angesagt, wie der neue Arbeitszeitreport Deutschland der BAuA unter mehr als 20.000 Erwerbstätigen zeigt.
Mehr als vier von zehn Arbeitnehmenden müssen demnach regelmäßig Überstunden schieben. Knapp ein Viertel der Angestellten leistet dabei bis zu fünf Stunden pro Woche extra, jede/r Fünfte sogar zwischen fünf und mehr als zehn Stunden. Im Durchschnitt kommen 3,3 Überstunden pro Woche für jede/n Beschäftigte:n zusammen. Denn anders wäre die Arbeit überhaupt nicht zu schaffen, sagt ein Großteil der Befragten.
Hinzukommt noch, dass bei fast einem Viertel der Beschäftigten erwartet wird, dass sie auch in ihrem Privatleben für dienstliche Angelegenheiten erreichbar sind. Mehr als jede/r Siebte wird dann auch regelmäßig in der Freizeit kontaktiert.
Sechs-Tage-Woche adé
Dabei liegt die wöchentliche Arbeitszeit im Schnitt schon bei 38,4 Stunden. Kein Wunder, dass sich mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden kürzere Arbeitszeiten wünscht – und zwar auch dann, wenn damit Gehaltseinbußen verbunden sind. Im Schnitt vier Stunden weniger, nämlich 34,3 Stunden pro Woche, möchten Beschäftigte arbeiten. Nur eine/r von zehn Befragten würde seine/ihre Arbeitszeit gerne verlängern.
Und auch die Sechs-Tage-Woche, die für viele Apothekenmitarbeiter:innen gilt, hat ausgedient. Nur 3 Prozent der Angestellten sprechen sich dafür aus. Demgegenüber möchte knapp jede/r Zweite nur noch vier oder weniger Tage arbeiten.
Übrigens: Ein Großteil der Beschäftigten will außerdem täglich nicht länger als bis 18 Uhr arbeiten.
3,3 Überstunden pro Woche: Abgegolten oder nicht?
Überstunden können entweder in Form von Freizeit oder finanziell abgegolten werden, und zwar mit Zuschlag. So regelt es der Bundesrahmentarifvertrag für Apotheken. Bei rund der Hälfte der befragten Beschäftigten wird ein Freizeitausgleich gewährt. 13 Prozent dürfen sich über eine Ausbezahlung der geleisteten Mehrarbeit freuen, wohingegen diese bei 12 Prozent komplett verfällt.
Grundlage für den Ausgleich von Überstunden ist eine Arbeitszeiterfassung. Diese ist spätestens seit einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts Pflicht und wird bei vier von fünf Beschäftigten bereits umgesetzt – entweder durch den/die Arbeitgeber:in oder in Form einer Selbstdokumentation. Dass die tägliche Arbeitszeit erfasst wird, ist für die Teilnehmenden ein wichtiger Faktor, um die Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance zu steigern.
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