4.000 Apotheken sind seit 2008 aus der Versorgungslandschaft verschwunden – jede fünfte Apotheke ist damit weg. In einigen Bundesländern ist die Quote sogar noch höher. Und: Auch in den neuen Bundesländern gewinnt die negative Entwicklung an Dynamik.
Zum Jahresende gab es in ganz Deutschland nach vorläufigen Angaben der Landesapothekerkammern noch 17.559 Apotheken. Damit verschwanden 2023 unter dem Strich 413 Betriebsstätten, der bisherige Rekord aus dem Vorjahr von 394 Schließungen wurde schon wieder gebrochen. Auch bezogen auf die Gesamtzahl der Apotheken war der Rückgang mit 2,8 Prozent so hoch wie nie zuvor.
Im Langzeitvergleich zeigt sich das dramatische Ausmaß des Apothekensterbens. Ende 2008 gab es in Deutschland 21.602 Apotheken – historischer Höchststand. Seitdem schlossen jedes Jahr mehr Apotheken als neu eröffneten.
- Im Verlauf von 15 Jahren sind damit 4.043 Apotheken vom Netz gegangen, das entspricht einer Quote von 19 Prozent.
- Im Vergleich zu 2013 ist ein Rückgang um 15 Prozent zu verzeichnen, im Zeitraum von zehn Jahren ist die Zahl der Apotheken um 3.103 gesunken.
- 2018 gab es noch 1.864 Apotheken mehr – jede zehnte Apotheke ist in diesen fünf Jahren verschwunden.
- Seit 2020 sind 1.194 Apotheken verschwunden, das entspricht einem Rückgang um 6 Prozent innerhalb drei Jahren.
Einige Bundesländer hat es im gesamten Zeitraum besonders stark getroffen: In Westfalen-Lippe ist die Zahl der Apotheken seit 2008 um 23 Prozent gesunken, in Rheinland-Pfalz um 24 Prozent und in Bremen um 25 Prozent.
Apothekensterben 2008 bis 2023
- Baden-Württemberg: 564 Apotheken weniger = minus 20 Prozent
- Bayern: 653 Apotheken weniger = minus 19 Prozent
- Berlin: 177 Apotheken weniger = minus 20 Prozent
- Brandenburg: 28 Apotheken weniger = minus 5 Prozent
- Bremen: 43 Apotheken weniger = minus 25 Prozent
- Hamburg: 91 Apotheken weniger = minus 20 Prozent
- Hessen: 282 Apotheken weniger = minus 17 Prozent
- Mecklenburg-Vorpommern: 43 Apotheken weniger = minus 11 Prozent
- Niedersachsen: 403 Apotheken weniger = minus 19 Prozent
- Nordrhein: 506 Apotheken weniger = minus 20 Prozent
- Westfalen-Lippe: 521 Apotheken weniger = minus 23 Prozent
- Rheinland-Pfalz: 274 Apotheken weniger = minus 24 Prozent
- Saarland: 78 Apotheken weniger = minus 23 Prozent
- Sachsen: 88 Apotheken weniger = minus 9 Prozent
- Sachsen-Anhalt: 56 Apotheken weniger = minus 9 Prozent
- Schleswig-Holstein: 157 Apotheken weniger = minus 21 Prozent
- Thüringen: 79 Apotheken weniger = minus 14 Prozent
Trend beschleunigt sich
Was außerdem auffällt: Der Trend hat sich zuletzt deutlich beschleunigt. Über ganz Deutschland hinweg entfallen 30 Prozent der Schließungen seit dem Höhepunkt auf die letzten drei Jahre. Und auch in den neuen Bundesländern, die sich dem Negativtrend lange entziehen konnten und die noch vergleichsweise gut dastehen, nimmt die Entwicklung deutlich an Geschwindigkeit auf: In Brandenburg entfallen 82 Prozent der Schließungen auf die vergangenen drei Jahre, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sind es jeweils 51 Prozent, in Thüringen 42 Prozent.
Mit der Zulassung des beschränkten Mehrbesitzes im Jahr 2004 war die seit der Jahrtausendwende rückläufige Entwicklung zwar zunächst gestoppt worden: Apotheken, die sich nicht mehr rentierten oder die aus anderen Gründen nicht mehr weitergeführt werden konnten, wurden in den folgenden Jahren oftmals in Filialen umgewandelt und blieben somit in Betrieb. 2008 später endete die Gegenbewegung.
Abda will „Apotheken-Rettungsgesetz“
Die Abda berichtet von einem Allzeittief von 17.571 Apotheken – 497 weniger als zum Jahresende 2022. 559 Schließungen standen im vergangenen Jahr nur 62 Neueröffnungen gegenüber. „Mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liegt die hiesige Apothekendichte weit unter dem europäischen Durchschnitt (32)“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Standesvertretung fordert nun ein Apotheken-Rettungsgesetz: „Wir fordern die Ampel-Parteien daher dringend dazu auf, ein Apotheken-Rettungsgesetz vorzulegen, das unter anderem eine sofortige Anpassung des Honorars der Apotheken beinhaltet. Und um nicht erneut in eine elfjährige Honorar-Nullrunde zu geraten, muss das Honorar der Apotheken künftig automatisch an wirtschaftliche Entwicklungen angepasst werden.“
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