Eine PTA muss sich wegen gewerbsmäßiger Untreue in 125 Fällen vor dem Amtsgericht Hannover verantworten. Der Apotheke soll ein Schaden von etwa 10.000 Euro entstanden sein. Die Summe könnte jedoch höher sein, denn in der Apotheke soll es bereits seit 2014 Unregelmäßigkeiten gegeben haben.
Die 44-Jährige soll zwischen 2018 und März 2019 für Differenzen gesorgt haben. Unstimmigkeiten gab es aber bereits einige Jahre zuvor, nämlich seit 2014 – auch hier ist von 100 Fällen die Rede, allerdings wurden alle eingestellt. Gegenstand des aktuellen Verfahrens sind insgesamt 125 Fälle, die einen Schaden in Höhe von etwa 10.000 Euro verursacht haben sollen. Aber von vorn.
Die PTA soll vollumfänglichen Zugriff auf die Kasse und das Warenwirtschaftssystem der Apotheke gehabt haben, wie Carsten Knepper, Pressesprecher und Richter, erzählt. Zum Einloggen in das Computersystem der Apotheke war eine biometrische Erkennung in Form des Fingerabdrucks nötig. Das soll es der PTA möglich gemacht haben, auf unterschiedliche Weise für Differenzen gesorgt zu haben. So sollen laut Anklage Vorgänge wie Stornierungen bereits verbuchter Ware, Fehlbestände, Inventurdifferenzen, Bruch, Diebstahl, Vertreterausgleich, Kundenretouren, fiktive Kautionen oder Kassenrezepte ohne Druck für Differenzen gesorgt haben. Aufgrund der biometrischen Erkennung sollen die Vorgänge der PTA zugeordnet werden können.
Aufgefallen sei der Betrug nach einer Lieferung Nikotinkaugummis, die nicht verbucht worden sein sollen. So soll der ehemalige Apothekeninhaber die Lieferung gesehen haben, es aber keinen Wareneingang in der Warenwirtschaft gegeben haben. Dies habe der Inhaber zum Anlass genommen, genauer hinzugucken, so Knepper. Wo die Produkte verblieben seien, sei nicht bekannt.
Die PTA habe von ihrem Recht Gebrauch gemacht, sich nicht äußern zu müssen. Das Strafmaß könnte sich laut Anklage und Einschätzung der Staatsanwaltschaft auf eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belaufen.
Die Verteidigung wollte vom ehemaligen Apothekeninhaber wissen, ob er versucht habe, bei der Frau „zu landen“. Was der Hintergrund der Frage sein könnte, lässt sich bislang allerdings nur vermuten. Vielleicht sei versucht worden, Dinge zu konstruieren, die schuldmindernd sein könnten oder die Unschuld der PTA beweisen. Wie etwa eine unerfüllte Liebelei, die in einer Retourkutsche endete.
Am Montag wird die Verhandlung fortgesetzt, das Gericht strebe an, ein Urteil zu sprechen. Es soll eine Zeugin gehört werden, die Auskunft über die Warenwirtschaft und die biometrische Erkennung geben soll.
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